Politiker aus TurbenthalUrs Hans wirft im Kantonsrat Zeitungen auf den Boden
Der parteilose Landwirt Urs Hans löste im Kantonsrat kurzzeitig Aufregung aus. Aus Protest entfernte er Zeitungen.

Vor der Kantonsratssitzung am Montag verlor der Turbenthaler Biobauer Urs Hans offenbar die Fassung. SVP-Kantonsrat Claudio Schmid twitterte ein Bild der Szene und schrieb dazu: «Radau im Kantonsrat. Corona-Skeptiker Urs Hans wirft die Medienerzeugnisse auf den Boden und protestiert.» Mehrere Personen stehen um den losen Papierhaufen herum, mittendrin Urs Hans.
Am Abend berichtete «20 Minuten» über den Vorfall und fragte bei Urs Hans nach, weshalb er das getan habe: «Ich habe die Kundgebung für den Stopp der Corona-Massnahmen am Freitag mit organisiert», antwortete dieser. Fast 10’000 Personen hätten daran teilgenommen. «In den Medien wurde aber kaum darüber berichtet. Das hat mich sehr verärgert.»
Seit Beginn der Pandemie fällt Urs Hans im Kantonsrat mit fragwürdigen Ansichten auf. Von den Grünen wurde er deshalb aus der Partei ausgeschlossen. Doch der Landwirt macht unbeirrt weiter und reichte zum Thema mehrere Vorstösse ein. Darin kritisiert er auch «unsere Presse», die nur Propaganda für die Massnahmen und das Impfen mache. Er schreibt zudem von «fehlgeleiteten Schulmedizinern», einer «orchestrierten Angstkampagne» und bezeichnet Impfungen als «experimentelle Gentherapien».
«Globaler Staatsstreich»
An der erwähnten Demonstration ging der Kantonsrat noch einen Schritt weiter und verbreitete in seiner Rede das Bild einer grossangelegten Verschwörung: Experten einer «entarteten Schulmedizin» befänden sich in totaler Abhängigkeit der globalen Pharmaindustrie, die zusammen mit den Milliardären dieser Welt Kasse machen würde. Dieselben Milliardäre besässen zudem die Mainstream- und Staatsmedien. Kurz: «Was wir heute erleben, ist ein globaler Staatsstreich.»
Der Zwischenfall im Kantonsrat war laut «20 Minuten» rasch geklärt. Nach einer kurzen Diskussion seien die Zeitungen wieder auf dem Tisch platziert worden.
Rafael Rohner ist stellvertretender Leiter im Ressort Region Winterthur. Er arbeitet seit 2010 im Journalismus und hat einen Bachelor in Kommunikation sowie einen eidg. Fachausweis als Umweltfachmann.
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