Vielseitig und unverwechselbar
Vor 100 Jahren kam der Zürcher Schauspieler, Regisseur und Fernsehpionier Ettore Cella zur Welt. Er spielte mehr als 200 Film- und Theaterrollen und war Regisseur von über 500 Inszenierungen und Sendungen.
Als Ettore Cella 2004 mit knapp 91 Jahren starb, titelte der «Blick»: «Unser Italiener ist tot». In der Tat war der in Zürich geborene Sohn italienischer Einwanderer vor allem in Rollen als italienischer Gemüsehändler oder Marronibrater – unter anderem in Kurt Frühs «Bäckerei Zürrer» (1957) – bekannt geworden. Den Einwanderer-Akzent – «'eissi Marroni, Marroni ganz 'eiss» – ahmte er seinem Vater nach. Der glühende Sozialist war 1905 Mitgründer der Società Cooperativa Italiana mit dem angeschlossenen Ristorante Cooperativo, in dem er Ettores Mutter Erminia kennen lernte.
Der Sohn spielte schon mit sechs Jahren im nahen Volkshaus eine erste Rolle, als Jüngling trat er neben Glasbläserlehre und Bühnenbildnerstudium als Statist am Zürcher Schauspielhaus auf. Später folgten Lehr- und Arbeitsaufenthalte in Rom, München und Paris und nach Kriegsausbruch im Cabaret Resslirytti in Basel. Cella stand mit vielen Künstlern in ganz Europa in Kontakt.
Am liebsten Donizetti
Als Schauspieler und Assistent am Zürcher Pfauen lernte er das Regiehandwerk und inszenierte unter anderem Opern, am liebsten von Donizetti. Daneben übersetzte er zeitgenössische Dramen und Prosa aus dem Italienischen, Französischen und Spanischen und machte unter anderen Pirandello im deutschsprachigen Raum bekannt.
Bei der Geburt des Schweizer Fernsehens 1953 war er hautnah dabei und inszenierte 25 Jahre lang erst für die Abteilung Dramatik, dann im Ressort Kinder und Jugend. Das Monokel, das er beim Drehen stets trug, bescherte ihm den Spitznamen «Lord von Aussersihl». Von seinen Kinofilmen zu erwähnen sind neben dem Klassiker «Bäckerei Zürrer» die Dürrenmatt-Verfilmung «Es geschah am helllichten Tag» (1958), «Café Odeon» (1959), «Bill Diamond» (1999, Frankreich) und «Utopia Blues» (2001). Dazu spielte er in Fernsehserien wie «Salto Mortale» (1968) und «Lüthi und Blanc» (2000–2001) sowie im Fernsehfilm «Big Deal» (2002). Und in Hörspielen war er eine beliebte, unverwechselbare Stimme, nicht zu vergessen die Szenen im «Memo-Treff» (1991–1998) aus dem lebendigen Alltag älterer Menschen.
Grosse Liebe
Dazu schrieb Cella mehrere Bücher. Ein gross angelegtes Familienepos wurde nicht mehr fertig. Ettore Cella starb am 1. Juli 2004 in seinem Bauernhaus in Brütten, wo er über 40 Jahre gelebt hatte. Er hinterliess seinen Lebenspartner, mit dem er seit 1951 zusammen gewesen war. «Es war Liebe auf den ersten Blick», gestand Cella einmal. Er hatte seine Partnerschaft nie verleugnet, aber auch nie öffentlich gemacht – zu gross waren die meiste Zeit seines Lebens die Repressionen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch