Lokaler JahresrückblickWas das Eulachtal 2022 bewegte
Tourismus-Probleme in Elgg, ein Drama in Schottikon, besseres Internet für Schlatt und ein komplett neuer Gemeinderat für Hagenbuch: Das war das Jahr 2022 im Eulachtal.
Eine Webcam macht den Schauenberg zum Touristenmagnet

Wild parkierte Autos und zugemüllte Wiesen: Der Tagestourismus auf dem Schauenberg erreichte Anfang Jahr ungewollte Dimensionen – zum Leid der Nachbarschaft. Ausgelöst hat das Chaos eine Webcam auf der Bergspitze, die Ausflüglern zuverlässig Auskunft über das aktuelle Wetter gibt. War es sonnig, wurde der Berg von einer regelrechten Blechlawine überrollt. Die Gemeinde versuchte dem unter anderem mit einem Einbahnregime beizukommen. Seit Oktober haben Tagestouristinnen jedoch wieder einen triftigen Grund für einen Ausflug auf den Schauenberg: Nach über einem Jahr Pause hat ein neues Pächterpaar das dortige Ausflugsrestaurant wiedereröffnet.
Geflüchtete (über)fordern die Behörden

Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine trafen mehr und mehr Geflüchtete in der Schweiz ein – für die Ämter ein massiver Zusatzaufwand. Viele Behörden waren überfordert, wie das Beispiel von Familie Simenko (Name geändert) zeigt. Ein Hilfswerk hat für die fünfköpfige Familie bereits eine Unterkunft in Elgg organisiert. Bevor die Geflüchteten dort einziehen konnten, mussten sie jedoch eine Tortur quer durch die ganze Schweiz auf sich nehmen. Grund dafür war ein Fehler der zuständigen Bundesbehörde, wie diese später einräumte. Überwältigend war hingegen die Solidarität der Bevölkerung mit den Geflüchteten.
Hagenbuch wechselt den Gemeinderat aus

Mit Christoph Ziegler (Elgg), Jürg Frutiger (Elsau) und Therese Schläpfer (Hagenbuch) kündigten Anfang Jahr gleich drei Gemeindepräsidenten aus dem Eulachtal ihren Rücktritt an. Für die Erneuerungswahlen im März versprach dies viel Spannung. Während Elgg und Elsau in etwa wie erwartet gewählt haben, gab es in Hagenbuch eine grosse Überraschung: Das Stimmvolk nahm sich den Begriff «Erneuerungswahlen» zu Herzen – und wechselte gleich den gesamten Gemeinderat aus.
Die Schulpflege überschreitet ihre Kompetenz

Für 137’000 Franken liess die Schulgemeinde Elsau-Schlatt in Elsau einen neuen Pavillon bauen. Der Gemeindeversammlung wurde das Projekt jedoch nie zur Abstimmung vorgelegt, obwohl das ab Baukosten von 120’000 Franken zwingend nötig wäre. Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) empfahl die Abrechnung dennoch «zähneknirschend» zur Annahme. Knapp zwei Monate später forderten dann die Elsauer Ortsparteien, dass für die Schulgemeinde Elsau-Schlatt eine eigene RPK geschaffen werden soll. Mit dem Pavillon hatte das aber nichts zu tun. Vielmehr störten sie sich daran, dass die RPK der politischen Gemeinde Schlatt den fürs nächste Jahr geplanten Schulhausbau in Elsau allein prüfen sollte.
Elgg verbietet Schottergärten

Schottergärten vergrössern die Gefahr von Hangrutschen, werden im Sommer bis zu 70 Grad heiss und sind schlecht für die Biodiversität. Zu diesem Schluss kam vor fünf Jahren eine Studie der Stiftung Landschaftsschutz. Der Elgger Simon Berger beantragte deshalb an einer Gemeindeversammlung im Mai, «reine Schotterbeete» kommunal zu verbieten. Obwohl er sich keine guten Chancen errechnet hat, folgten die Stimmbürger seinem Vorschlag ohne Widerspruch. Und so ist Elgg nun eine der ersten Gemeinden der Schweiz, in der Schottergärten gänzlich verboten sind.
Zwei Tote und ein Verletzter in Schottikon

Es war eine Tragödie, die ein Dorf wie Schottikon nur selten erleben muss: Anfang September erschoss dort ein 57-Jähriger zuerst seine Frau und danach sich selbst. Auch der Schwiegersohn des Täters erlitt beim Streit schwere Verletzungen und musste anschliessend im Spital notoperiert werden. Das Tötungsdelikt schockierte die gesamte Nachbarschaft. «Es war der Horror», hielt eine Nachbarin am Tag nach dem Unglück fest. Die Ermittlungen der Polizei sind weiterhin im Gange.
Eine Debatte, die kein Ende nimmt

Die Dreifachturnhalle in Elgg beschäftigte die Gemeinde auch in diesem Jahr. Nachdem das Stimmvolk das Bauprojekt 2021 an der Urne bachab geschickt hatte, musste Anfang Dezember die Gemeindeversammlung erneut über den Projektkredit für die Turnhallensanierung abstimmen. Zur Wahl standen eine Doppel- oder eine Dreifachhalle. Wegen des starken Engagements der örtlichen Vereine setzten sich die Befürworter der teureren Variante am Ende deutlich durch. Dies, obwohl fast alle Ortsparteien die Abstimmung an der Urne wiederholen wollten. Über den Baukredit wird die Bevölkerung voraussichtlich 2024 an der Urne befinden.
Eine Internetverbindung, die Nerven kostet

Normalerweise sind mit 4,4 Millionen Franken die jährlichen Ausgaben der Gemeinde Schlatt gedeckt. Nun will der Gemeinderat diese Summe in ein einzelnes Projekt investieren. Besonders während des Lockdown hat sich nämlich gezeigt: Die Internetverbindung in Schlatt entspricht nicht den heutigen Anforderungen. Homeoffice ist vielenorts kaum möglich. Die Anbieter wollen das Glasfasernetz jedoch nicht in die einzelnen Weiler ausbauen – zu wenig rentabel, finden sie. Nun will der Gemeinderat selbst handeln. Bei einer ersten Vorberatung im Dezember hat sich die Gemeindeversammlung für das kostspielige Projekt ausgesprochen.
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