Weinländer SP fordert SVP heraus
Die SP Weinland will der SVP bei den Bezirksratswahlen im Frühling einen Sitz abknöpfen und schickt dazu einen Quereinsteiger ins Rennen. Doch auf einen Kampf um das Andelfinger Statthalteramt verzichtet die SP.
Bei den Erneuerungswahlen in den Bezirksrat Andelfingen kommt es im Frühling zu einer Kampfwahl. Grund: Die SP Weinland, die zweitstärkste Bezirkspartei, pocht auf eine angemessene Vertretung und plant die Eroberung eines Sitzes. Doch SVP und FDP wollen an der aktuellen Sitzverteilung nicht rütteln. Die SVP hält das Statthalteramt (und Bezirksratspräsidium), und beide bürgerlichen Parteien stellen je einen Bezirksrat. Bei den Nationalratswahlen 2011 kam die Volkspartei im Weinland auf knapp 40 Prozent Wähleranteil, die SP holte 12 und die FDP 9 Prozent.
Ende letzter Woche hat die SP entschieden, den 53-jährigen Peter Kissling aus Dachsen ins Rennen zu schicken («Landbote» von gestern). Sie nimmt damit vor allem den Sitz von SVP-Mann Ernst Meyer (Andelfingen) ins Visier, wie sie am Wochenende in einer Medienmitteilung unmissverständlich klarmachte. Den grossen Hosenlupf wagt sie allerdings nicht: Das prestigeträchtige Statthalteramt, ein Vollpensum, überlässt sie der mächtigen SVP. Damit anerkenne sie den Anspruch der grössten Partei des Bezirks auf dieses Amt, schreibt die SP. Das zweite SVP-Mandat bezeichnet sie aber als «inakzeptabel». Gerade in einem Aufsichtsorgan sollten alle wichtigen politischen Gruppierungen der Region repräsentiert sein. Doch die SVP verweigere eine ernsthafte Diskussion über eine parteipolitisch ausgewogene Zusammenarbeit der Bezirksbehörden.
Solche Absprachen sind in anderen Bezirken üblich, doch die Andelfinger SVP hält nichts davon. Sie wolle keine Posten im Hinterzimmer vergeben, sagt Bezirksparteipräsident Jürg Grau. «Wir wollen die Demokratie leben und die Stimmbürger wählen lassen.» Grau findet auch nicht, dass die SVP im Bezirk übervertreten sei. Denn der Bezirksrat dürfe nicht isoliert, sondern müsse gemeinsam mit dem Bezirksgericht betrachtet werden. Und Gerichtspräsident Lorenz Schreiber ist zwar parteilos, wurde allerdings einst von SP und Grünen unterstützt. Grau: «So gesehen stimmt das Verhältnis sehr wohl.» Für SP-Präsident Markus Späth ist dieses Argument aber eine «Mogelpackung». Das Gerichtspräsidium dürfe seiner Partei nicht angerechnet werden.
Die SP setzt mit Peter Kissling auf einen Quereinsteiger. Er ist Optiker von Beruf, begeisterter OL-Läufer und setzt sich als aktives Mitglied von «Klar!Schweiz» gegen ein Atomendlager im Weinland ein. Zwar hat er noch nie ein Behördenamt bekleidet, was für die Arbeit im Bezirksrat, der die Gemeinden kontrolliert, nicht unbedingt von Vorteil ist. Er könne dafür unvoreingenommen an die Sache herangehen, schreibt Kissling auf schriftlich gestellte Fragen. «Gesunder Menschenverstand ist in diesem Geschäft auch wichtig.»
Es ist nicht das erste Mal, dass die SP den SVP-Sitz angreift. Schon 2008 bei einer Ersatzwahl und 2009 hat sie Versuche gestartet, ist aber beide Male klar gescheitert. SVP-Bezirksrat Ernst Meyer ist denn auch nicht beunruhigt: «Ich schaue der Wahl gelassen entgegen.»
Morgen läuft die Anmeldefrist ab. Neue Statthalterin wird wohl Catherine Nägeli (SVP), die bisher einzige Kandidatin. FDP und EVP treten wieder mit ihren Bisherigen an: die FDP mit Bezirksrätin Christa Zulliger, die EVP mit Ersatzmitglied Beat Rotzler.
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