Ultracyclerin aus WeisslingenWenn das Dessert zum Hauptgang wird
Eigentlich wollte Nicole Reist diesen Sommer zum dritten Mal am Race Across America mitmachen. Weil ihr aufgrund von Corona-Regelungen die Einreise verweigert wurde, geht die Ultracyclerin aus Weisslingen ab Dienstag in Österreich auf Rekordjagd.

Ursprünglich wäre es das Saison-Dessert gewesen, nun wird es eben zum Hauptgang: Am nächsten Dienstag startet Nicole Reist in St. Georgen im Attergau zum Race Around Austria entlang der österreichischen Grenze, über 2200 Kilometer und 35'000 Höhenmeter nonstop. Das erklärte Ziel der Ultracyclerin aus Weisslingen ist nicht nur einfach ein weiterer Sieg bei den Frauen. Sie will vielmehr ihren eigenen Streckenrekord aus dem Jahr 2019 unterbieten, was heisst: die Distanz in weniger als vier Tagen und neun Stunden zu absolvieren.
Die Chancen dazu stehen gut, findet Reist: «Ich bin seit September 2018 im Trainingsaufbau für meine grossen Ziele in Amerika und heute noch besser in Form, als ich es je war.» Hinzu komme, dass die schwer einschätzbare Regeneration nach dem Race Across America entfalle. « Wenn alles ganz optimal läuft, könnte in Österreich deshalb sogar eine Zeit unter vier Tagen drin liegen.»
Das haben letztes Jahr nur drei Männer geschafft. Keiner von ihnen steht auf der Startliste. Reist dürfte also in diesem Rennen sehr gute Chancen haben, im Overall-Feld ganz vorne mitzumischen. Schon der 1. Rang bei den Frauen wäre eine besondere Marke. Es wäre der fünfte Sieg der Weisslingerin am Race Around Austria, was noch niemand geschafft hat.
Erst Österreich, dann die Adria
Als Saison-Höhepunkt war bei Reist allerdings das Race Across America gewesen. Doch im Juni, wenige Tage vor der Abreise in die USA, platzte dieser Traum. Der Schweizer Extremradsportlerin und ihrem Team wurde wegen der geltenden Corona-Regelungen die Einreise verweigert. «Wir haben wirklich alles versucht, um in die USA einreisen zu dürfen», postete Reist auf ihren Social-Media-Kanälen. Es half auch nicht, dass die Organisatoren das Visum beantragt hätten. Sie und ihr Team mussten das Rennen zum zweiten Mal in Folge auslassen.
Deshalb konzentriert sich Reist jetzt auf Europa. Nach dem Rennen in Österreich startet sie im September am Adriatic Cycling Marathon in Süditalien. Der führt über 1200 Kilometer mit 7000 Höhenmetern. Auch hier ist sie mit 43 Stunden und 40 Minuten Rekordhalterin. Auch kein Mann war in diesem allerdings noch jungen Rennen je schneller.
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