Wie der Aktienhandel entstanden ist
Am 28. Juni wird in Zürich das erste Finanzmuseum der Schweiz eröffnet. Der Schwerpunkt liegt auf historischen Aktien, welche die Geschichte der Weltwirtschaft der vergangenen Jahrhunderte spiegeln.

Ende Monat eröffnet der Finanzmarkt-Dienstleister und Börsenbetreiber SIX an seinem neuen Hauptsitz in Zürich-West das Finanzmuseum. Im Mittelpunkt stehen die Ursprünge des modernen Wirtschaftssystems sowie der Finanzmarkt.Viele Exponate stammen aus der grössten Wertschriftensammlung der Welt, die bisher im Wertpapiermuseum in Olten zu sehen war. Auf der rund 300 Quadratmeter grossen Ausstellungsfläche im Untergeschoss des SIX-Hauptsitzes gibt es zudem verschiedene Multimedia-Installationen.
Die historischen Wertpapiere sehen, von einigen künstlerisch gestalteten Ausnahmen abgesehen, auf den ersten Blick unspektakulär aus. Spannend jedoch sind die Geschichten, die hinter jeder einzelnen Aktie stecken, sowie die Entwicklung der Wirtschaft im Laufe der Jahrhunderte, die anhand der Ausstellungsstücke sichtbar wird.
Handel mit Kolonien
Als «Mutter aller Aktiengesellschaften» gilt laut Thomas Zeeb, Stiftungsratspräsident der Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere, die 1602 von Kaufleuten gegründete Niederländische Ostindien-Kompanie. Diese gab Aktien an Investoren heraus, die dadurch zu Miteigentümern wurden und eine Gewinnausschüttung erhielten. Zudem konnte das Wertpapier gehandelt werden. Bis heute sind das wesentliche Merkmale von Aktien. Nach dem Vorbild der Niederländischen Ostindien-Kompanie wurden zahlreiche weitere Unternehmen gegründet, die vorwiegend Seehandel betrieben. Erste Spekulationsblasen liessen nicht lange auf sich warten.
Die Wirtschaftskapitäne von damals waren in der Wahl ihrer Mittel wenig zimperlich. So gehörten zum Beispiel Überfälle auf spanische Silberschiffe quasi zum Businessplan der Niederländischen Westindien-Kompanie.
Die ausgestellten Wertpapiere reichen bis in die jüngere Vergangenheit. So ist zum Beispiel eine Aktie aus den 199er-Jahren der Bank Lehman Brothers zu sehen. Ihr Niedergang 2008 markierte den Beginn der heissen Phase der Finanz- und Wirtschaftskrise. Exponate aus der Zeit nach der Jahrtausendwende jedoch gibt es kaum noch. Der Börsenhandel mit Wertpapieren ist mittlerweile digitalisiert. «Was wir sehr gerne hätten, wäre beispielsweise eine Aktie der Auffanggesellschaft zur Rettung der UBS im Jahr 2008», sagte SIX-Chef Urs Rüegsegger. Diese Titel hätten physisch jedoch gar nie existiert. Die Geschichte der Wertpapiere im wörtlichen Sinn ist so gesehen schon fast zu Ende geschrieben.
Von Goethe bis Hugh Hefner
In einer kleinen Sonderausstelung werden historische Wertpapiere gezeigt, die von berühmten Persönlichkeiten unterzeichnet wurden. Johann Wolfgang von Goethe beispielsweise steht dort in einer Reihe mit Playboy-Gründer Hugh Hefner und Charles Chaplin, der Aktien für die Gründung eines eigenen Filmstudios ausgab.
Grosse Besuchermassen wird das jüngste Zürcher Museum voraussichtlich nicht anlocken, dessen sind sich auch die Betreiber bewusst. Für Personen, die an Wirtschaftsgeschichte oder am Wertpapierhandel interessiert sind, lohnt sich ein Besuch aber allemal. Es steht unter anderem eine interaktive Simulation des Börsenhandels bereit, die auf dem aktuell im Einsatz stehenden System basiert.
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