Doomsday Clock So nah sind wir dem Weltuntergang
Die Doomsday Clock zeigt an, wie nah das Ende der Menschheit ist – sie soll aber auch Mut machen, dass das Ende abgewendet werden kann. Heute Dienstag wurde sie neu gestellt.

Was ist die Weltuntergangsuhr?
Die «Doomsday Clock» ist keine eigentliche Uhr, sondern eine fixe Installation, die immer dieselbe Zeit anzeigt. Sie wird vom «Bulletin of the Atomic Scientists» gestellt, einem monatlich erscheinenden Magazin, das sich mit Sicherheitspolitik, Friedensforschung und vor allem dem Thema eines Atomkriegs auseinandersetzt. Das Heft erscheint seit 1945. Es wurde durch Physiker des Manhattan-Projekts gegründet, jene Leute, die mithalfen, die erste Atombombe zu bauen, und die danach verhindern wollten, dass diese gegen Menschen eingesetzt wird. Nach den Atombombenangriffen auf Japan gaben sie ihr Magazin erstmals heraus, um der Welt die Gefahren der Waffen zu erklären. Seit 2009 erscheint das Magazin nur noch online.
Die Weltuntergangsuhr wurde 1947 erstmals auf dem Titelbild des Magazins dargestellt, damals stand sie auf sieben Minuten vor zwölf. In Anspielung auf die Redewendung «fünf Minuten vor zwölf» soll sie anzeigen, wie gross derzeit das Risiko einer globalen Katastrophe ist, aufgrund eines Atomkrieges oder einer Klimakatastrophe.
Wo steht die Uhr?
Die Doomsday Clock steht in Chicago, im Gebäude, in dem sich die Büroräumlichkeiten des Magazins «Bulletin of the Atomic Scientists» befinden. Im gleichen Haus befindet sich das Studienprogramm öffentliche Politik der Universität Chicago, eine der besten Adressen in den USA für eine Ausbildung in Politik.
Wer stellt die Uhr ein?

Bis 1973 lag die Entscheidung über die Uhrzeit der Doomsday Clock beim «Bulletin»-Redaktor Eugene Rabinowitch. Er sprach mit Wissenschaftlerinnen und Experten weltweit, um die Zeiger einzustellen. Seit seinem Tod hat eine Wissenschafts- und Sicherheitsgruppe diese Aufgabe übernommen.
Es setzt sich aus 18 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen zusammen, welche sich in ihrem Fachgebiet mit Kolleginnen und Kollegen austauschen. Zudem wird auch das «Board of Sponsors» befragt, eine Gruppe des Magazins, welcher man nur auf Einladung beitreten kann. Aktuell sind dort 32 Namen aufgeführt, darunter 10 Nobelpreisträger. Zu den berühmten Mitgliedern des «Board of Sponsors» gehörten beispielsweise Gründungspräsident Robert Oppenheimer, Albert Einstein, Linus Pauling oder Stephen Hawking.
Bei welcher Uhrzeit steht sie momentan?
Die sogenannte Weltuntergangsuhr, mit der Forscher auf die Gefahren für die Menschheit aufmerksam machen, ist wegen des Ukraine-Kriegs auf 90 Sekunden vor Mitternacht vorgerückt – so weit wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr rückte die symbolische Uhr zehn Sekunden näher an Mitternacht heran, wie die Organisation «Bulletin of the Atomic Scientists» am Dienstag mitteilte. Die Wissenschaftler begründeten dies in erster Linie mit «Russlands Einmarsch in die Ukraine und dem erhöhten Risiko einer nuklearen Eskalation».

«Russlands kaum verhüllte Drohungen, Atomwaffen einzusetzen, erinnern die Welt daran, dass eine Eskalation des Konflikts – durch einen Unfall, durch Absicht oder Fehlkalkulation – ein furchtbares Risiko ist», erklärte die Organisation. «Die Möglichkeit, dass der Konflikt ausser Kontrolle gerät, bleibt hoch.»
Die Organisation verweist auch auf «anhaltende Bedrohungen durch die Klimakrise» und einen «Zusammenbruch globaler Normen und Institutionen die benötigt werden, um Risiken im Zusammenhang mit voranschreitenden Technologien und biologischen Bedrohungen wie Covid-19 zu minimieren».
Was passiert, wenn die Uhr bei Mitternacht ankommt?
Ganz grundsätzlich geht das nicht, denn das würde das Ende des Menschen auf dem Planeten bedeuten, und es wäre niemand mehr da, um die Uhr einzustellen, sagt «Bulletin»-Chefin Bronson. Ursprünglich war dies für den Fall eines weltweiten Atomkriegs vorgesehen gewesen. Diese Gefahr eines alles vernichtenden Krieges ist zwar weiterhin da, genauso aber die Zerstörung der Lebensgrundlage vieler Menschen aufgrund der Klimaveränderung. Und dabei sei es viel schwerer, klar festzustellen, ob es nun noch vor oder bereits nach Mitternacht sei, erklärt Bronson in einem Podcast der Universität von Chicago. Es gebe beim Klima Kipppunkte, nach denen eine Erholung nicht mehr möglich sei. Die konkreten Auswirkungen spüre man aber erst Jahre später.
Theoretisch wäre es also sogar möglich, dass der Minutenzeiger der Uhr nach Mitternacht anzeigen würde. Das ist aber für die Verantwortlichen nicht das Ziel der Uhr. Sie soll eher wie ein Kanarienvogel für Minenarbeiter sein, der früher als Indikator für die Luftqualität in den Schacht mitgenommen wurde. Starb der Vogel in seinem Käfig, war klar, dass die Menschen sofort handeln und die Mine verlassen mussten.
Genau so soll auch die Weltuntergangsuhr den Leuten nicht Angst machen, sondern aufzeigen, wie dringend gehandelt werden muss, erklärt das Magazin. Es gebe viele Wege, welche zur Apokalypse führen können. Solange die Uhr vor Mitternacht stehe, sei es nicht zu spät, um aufzustehen und etwas zu verändern. Das habe bereits früher geklappt, beispielsweise im Kalten Krieg. Und jetzt sei es höchste Zeit, das wieder zu tun und daran zu arbeiten, dass die Uhr wieder zurückgedreht werden könne.
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