Corona-Medienkonferenz der Experten – «Nicht konform»: Bündner müssen Terrassen in Skigebieten schliessen
Nach dem Lockdown der Läden informierten Amtschefinnen und Experten des Bundes über die aktuelle Corona-Lage. Der Überblick.
Das wichtigste in Kürze
Der Bundesrat verschärft die Massnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus ab Montag deutlich. Grund ist laut der Landesregierung die Ausbreitung der Briten-Variante.
Stand heute wurden in der Schweiz 154 mutierte Fälle des Coronavirus nachgewiesen.
Die Covid-Taskforce geht von einer Verdoppelung der mutierten Fälle jede Woche aus und man rechnet damit, dass die mutierte Variante bald dominieren dürfte.
Erstmals gibt es Zahlen zu Impfungen in der Schweiz: Demnach wurden bisher 66'000 Impfungen von Biontech/Pfizer verabreicht (zum Impf-Special).
FFP2-Masken sind in der Schweiz genügend vorhanden: 3,2 Millionen Stück hat der Bund zurzeit davon, weitere 4 Millionen sollen noch beschafft werden.
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Derzeit am meisten zu reden geben auch in der Schweiz die mutierten Varianten des Coronavirus. Beim Bund schaut man mit Sorge auf die Entwicklung.
Zwei bis fünf Prozent der sequenzierten Proben des Coronavirus in der Schweiz gehören aktuell zur mutierten Variante. Dies sagte Taskforce-Präsident Martin Ackermann an einer Medienkonferenz in Bern.
Die britische Variante sei ansteckender als die bisher bekannten Coronavirus-Stämme. Dies zeigten auch erste Daten aus der Kontaktverfolgung in Grossbritannien, erklärte Ackermann. Die Gefahr sei auch in der Schweiz gross, dass sich die Ausbreitung jede Woche verdopple. Schon im Februar könnten mehr Ansteckungen auf die mutierte als auf die bisherigen Varianten fallen.
Die Impfung sei in diesem Szenario allerdings nicht berücksichtigt. Je schneller in der Schweiz geimpft werde, desto grösser sei die Unterstützung gegen das Wachstum der Fälle.
Die Gesamtzahl bei den Ansteckungen müsse rasch herunter gebracht und die Kontakte müssten auf ein absolutes Minimum beschränkt werden. «Wir haben die Möglichkeit, den Pfad, wie in Grossbritannien erlebt, frühzeitig zu verlassen», sagte Ackermann. Es habe sich in den Kantonen der Romandie gezeigt, dass strenge Massnahmen wirken, auch wenn direkt keine kausalen Zusammenhänge nachzuweisen seien.
Die Medienkonferenz ist beendet.
Die Gefährlichkeit eines neuen Stammes könne man am Anfang nicht konkret definieren, erklärt Martin Ackermann. Man könne aber Hypothesen aufstellen und versuchen, Prognosen zu stellen. Man rechne damit, dass ein einstelliger Prozent-Bereich der Infektionen die Mutation aufwiesen.
Zum Thema – So wollen andere Länder die Virus-Mutationen stoppen.
Der Markt sei nicht ausgetrocknet, erklärt Patrick Mathys. 3,2 Millionen Masken habe der Bund zurzeit. Weitere 4 Millionen würden beschafft.
Lesen Sie dazu – Setzt auch die Schweiz bald auf die Filtermaske?
Patrick Mathys erklärt, das Reisen führe dazu, dass sich das Virus ausbreite. Aber die Schweiz sei derzeit eines der Länder mit hohen Zahlen. «In Bern einkaufen zu gehen, ist momentan fast gefährlicher als auf die Malediven zu reisen.» Dieser Vergleich sei aber nicht sinnvoll.
In Graubünden ist das bisher erlaubt. Doch nicht mehr lange: Der Bund pfeift den Kanton zurück. «Die Benutzung der Terrassen ist nicht konform», sagt BAG-Rechtsexperte Schüpbach.

Laut Nora Kronig empfiehlt man zurzeit, dass sich Personen mit einer Corona-Infektion erst nach der Krankheit impfen lassen.
Und zur Frage der Dauer des Impfschutzes sagt sie: Man wisse es schlichtweg noch nicht. Bisher seien noch keine Langezeitstudien zu den Impfungen verfügbar.

In einem früheren Artikel haben wir zum Thema geschrieben:
Biontech hat sich für seine Analyse der Wirksamkeit in der Zulassungsstudie auf einen Zeitpunkt eine Woche nach der zweiten Impfung festgelegt. Das bedeutet, dass die beobachtete Wirksamkeit von 95 Prozent vier Wochen nach Gabe der ersten Dosis eintritt und für diesen Zeitpunkt auch belegt ist. Ob und wie gut der Impfstoff schon vorher schützt, ist bislang nicht bekannt. Es wird deshalb wichtig sein, dass sich besonders gefährdete Menschen auch nach der ersten Impfdosis schützen – und dass auch das Umfeld vorsichtig bleibt, um die frisch Geimpften nicht kurz vor dem Ziel noch in Gefahr zu bringen. Nach vier Wochen ist dann zunächst von einem guten Schutz auszugehen, der mehrere Monate und vielleicht länger anhält. Daten zu grösseren Zeiträumen gibt es bislang nicht.
Martin Ackermann erwähnt, dass in anderen Ländern der Präsenzunterricht reduziert oder aufgehoben worden sei. Zurzeit seien in der Schweiz keine Massnahmen für die Volksschulen geplant. Man müsse aber darauf vorbereitet sein.
Arbeitgeber seien verpflichtet, dies umzusetzen, so Jakob. «Verhältnismässiger Aufwand» lasse Spielraum bei den Arbeitgebern. Man habe aber im März gesehen, dass 50 Prozent der Arbeitsplätze nach Hause verlegt werden konnten. Kontrollieren sei teils schwierig, dasselbe gelte für die 5-Personen-Regel. Bussen seien möglich, aber eher unwahrscheinlich.

Die Frage wird gestellt: Wie schlimm erachten die Experten die Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche? «Es genügelet halt», so Mathys. «Ich habe auch keine Lust mehr. Meine Eltern fehlen mir.»

Es sei bekannt, dass die Massnahmen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, sagt Mathys. Die Angebote in diesen Bereichen seien hochgefahren worden.
Psychische Folgen würden aus zwei Gründen beobachtet, sagt Monika Bütler, Vizepräsidentin der wissenschaftlichen Task Force. Die Angst vor einer Ansteckung, aber auch die Massnahmen würden die psychische Gesundheit beeinträchtigen.
Nach dem Lockdown in Frühling seien Umfragen gemacht worden. Dort habe sich gezeigt, dass die Menschen sehr wohl den Besuch beim Coiffeur oder die Blumenläden vermisst hatten. Dies habe wohl beim Entscheid, die Dienstleistungsbetriebe und die Blumenläden nicht zu schliessen, auch eine Rolle gespielt.
Im Vergleich zu anderen Ländern ist in der Schweiz allerdings noch nie eine Ausgangssperre verhängt worden.
Aus epidemiologischer Sicht gebe es keine Daten, die dies erklären, so Mathys. Mike Schüpbach vom BAG sagt: «Es ist ein Kompromiss.» Man habe sich mit den Kantonen und Verbänden abgesprochen, was man zulassen solle und was nicht.
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Der schnelle Anstieg, der auf der Grafik der Taskforce zu sehen war, sei ein Szenario. Das sagt Martin Ackermann. Dieses könne man gemeinsam verhindern. Auch mit dem Impfen könne ein solches Szenario abgewendet werden.

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Man müsse dies zuerst anschauen, so Mathys. Bislang habe man keine statistischen Auswertungen dazu, ob diese einen besseren Schutz für die Bevölkerung bieten. Für Personen, die bereits jetzt das Tragen einer Maske als unangenehm empfinden, sei der Umstieg auf FFP2-Masken eine grosse Umstellung. Es sei auch mit zusätzlichen Kosten verbunden.
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Es werde wieder vermehrt Kurzarbeit geben, und auch die Arbeitslosigkeit werde voraussichtlich zunehmen, so Bütler. Der weitere Verlauf der Wirtschaft sei stark abhängig, wie schnell man nun impfen kann und die Situation wieder in den Griff bekommen könne.

Journalisten stellen ihre Fragen. Was ist mit den japanischen oder brasilianischen Mutationen, werden diese bald in der Schweiz sein?
Man müsse schauen, wie die Impfungen gegen diese Varianten wirken, so Ackermann.
Zum Thema: Angst vor Corona-Mutation – Studie zeigt: Impfung stoppt auch Briten-Virus

Rund 66'000 Menschen in der Schweiz sind bisher gegen Covid-19 geimpft worden. Bei dieser Zahl handle es sich um eine erste Schätzung, sagt BAG-Vizedirektorin Nora Kronig. Detailliertere Zahlen, die auch nach Kanton aufgeschlüsselt sind, kündigt Kronig für kommenden Dienstag an.
Es gehe darum, einen Überblick über die Impfaktion zu erhalten sagt sie. In den Kantonen verlaufe die Entwicklung unterschiedlich. Einige, darunter namentlich das Tessin, schienen sehr aktiv zu sein bei der Umsetzung des Impfprogrammes.
Am Mittwoch hatte die Schweiz die 200'000 ersten Impfdosen des US-Herstellers Moderna erhalten. Zusammen mit den Dosen des Herstellers Pfizer/Biontech hat die Schweiz im Januar fast eine halbe Million Impfdosen zur Verfügung. Pro Person sind für den vollständigen Schutz zwei Dosen nötig, bei beiden Impfstoffen.
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Erik Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung SECO, spricht zu den Entschädigungen für Härtefälle. Zwei Drittel der Kantone sind bereit, bereits im Januar die ersten Entschädigungen auszuzahlen. «Die Kantone geben Gas», so Jakob.

Situation für touristische Betriebe ist prekär, es sei jedoch ein Lichtblick, dass Wintersportgebiete noch offen bleiben dürfen, sagt Jakob.
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Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force, informiert zur britischen Mutation. «Wir müssen von einer Verdoppelung jede Woche ausgehen», sagt der Wissenschaftler.

Nach ersten Erkenntnissen ist die Variante B.1.1.7 ansteckender. Der Anteil der britischen Variante sei zurzeit noch nicht spürbar, doch werde sich diese voraussichtlich ab Februar, März vermehrt ausbreiten. Darum müsse man jetzt die nötigen Massnahmen umsetzen.

Laut der wirtschaftlichen Expertengruppe der Covid-Taskforce des Bundes sind die drastischen Corona-Massnahmen auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll. «Die Massnahmen kosten, aber keine Massnahmen ebenfalls», sagt Taskforce-Vizepräsidentin Monika Bütler.
Die aktuell zu verzeichnende Übersterblichkeit führe zu hohen Kosten für die Volkswirtschaft, sagt Bütler weiter. Die vom Bundesrat ergriffenen Massnahmen bedeuteten zwar grosse wirtschaftliche Einschnitte, sie verhinderten aber noch grössere Eingriffe in die Wirtschaftsfreiheit. Zudem seien die Massnahmen zeitlich beschränkt.

Wichtig seien die gleichzeitig beschlossenen Kompensationsmassnahmen für die Wirtschaftsbranchen. «Viele sind nahe dem Ruin.» Die Schweiz könne es sich leisten, nicht nur zu sparen, sondern Betroffene auch zu versichern.
Als grösstes Konjunkturpaket bezeichnete Bütler aber die Impfkampagne. Diese verbreite neue Zuversicht – was für die Wirtschaft überlebenswichtig sei.
Die Reproduktionszahl liegt bei 1,0, wie Patrick Mathys vom BAG erläutert. Dies sei eine leichte Abnahme. Die Zahl der Hospitalisationen zeigt ebenfalls nach unten. Auch bei den Todesfällen ist eine Abnahme zu verzeichnen.
120 Mutationen wurden registriert und konnten zugeordnet werden, entweder der britischen oder südafrikanischen. Zudem gibt es 34 Mutationen, die noch nicht zugeordnet werden konnten.

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lif/cpm/sda
Ich gehe davon aus, dass alle Negativkommentierer" aktuell noch nie in einem Skigebiet waren. Sonst wüssten Sie, dass es sehr wenig Gäste hat, die Bahnen durchgehend fahren und viel mehr Kontrollpersonal eingesetzt wird. Somit machen die Bahnen sicher keinen Gewinn. Auf den Terrassen haben die Wirte die Vorschriften peinlichst umgesetzt, sie wollten ja offen halten. Gewinn macht kaum jemand, aber das Personal hat Arbeit. Beim Take-away stehen die Leute zusammen, wenn sie sich nicht setzen können. Bestimmt hat das BAG herausgefunden, dass mit kalten Muskeln weniger Unfälle passieren! Leider gibt es noch keine Studie, welche beweist, dass Sport (wie z.B. Skifahren) für die Psyche besser sind als mit Neid auf die sehen, welche sich trotz "Bleibt zu Hause" bewegen. Ich weiss nicht ob das BAG glaubt, dass alle um 19 h in den "Kühlschrank" gehen und am Morgen wieder herauskommen. Die Menschen wollen weiterhin ein soziales Leben und ein grosser Teil der Bevölkerung wird das trotzdem leben!