Charakterkopf mit vielen Verdiensten
Hans Kägi (1889–1971) ist eine Winterthurer Persönlichkeit, mit der man gerne Bekanntschaft macht. Karin Briner zeigt in ihrem Buch auf, wer der Redaktor mit dem «Kürzel k.» war.

Er hatte es nicht immer leicht und war mitunter kein ganz einfacher Zeitgenosse. Er hatte aber auch oft Glück im Leben und Förderer und Freunde zur Seite, die erkannten, was in ihm steckte: Hans Kägi, Redaktor und Lokalhistoriker, tief verwurzelt in Winterthur und der Zürcher Landschaft, engagiert für Kleines und Grosses in seiner Stadt und darüber hinaus; ein Schriftsteller, dem manches gelang, im Kleinen und nicht ganz so Grossen, auch als Autor mehrerer, vor allem historischer Bühnenwerke; ein Vermittler, den viele kannten und der mit vielen in Kontakt stand – und ein Charakterkopf, der sich einen Platz im Kulturleben der Stadt erobert hat und aus der Geschichte Winterthurs nicht mehr wegzudenken ist.
Ein junger Mann, der seinen Weg macht
Den Älteren mag Hans Kägi ein Begriff sein, vielleicht als langjähriger Feuilleton- und Lokalredaktor des «Neuen Winterthurer Tagblatts», als Mitbegründer der Literarischen Vereinigung oder – und auch da steckt ganz viel und unverzichtbares Winterthur drin – als Redaktor des «Winterthurer Jahrbuchs», das er von der ersten Ausgabe 1954 bis an sein Lebensende redigierte und mit eigenen Beiträgen bereicherte. Richtig kennen lernen kann man diesen vielseitigen Mann aber erst jetzt dank der Biografie von Karin Briner. Die Historikerin (Stadtbibliothek, Sammlung Winterthur) hat Hans Kägis Nachlass erforscht und legt nun ein reich illustriertes und spannend zu lesendes Buch vor, das man auch dann gern zur Hand nimmt, wenn man Kägi nie begegnet ist und keinen einzigen seiner Texte kennt.
Dass Kägi seinen Weg machte, ist nicht selbstverständlich. Seine Eltern stammten aus einfachsten Verhältnissen, die Mutter aus Niederneunforn, der Vater aus Bauma. Aber schon der hatte es in Winterthur zu etwas gebracht, und nach seinem frühen Tod konnte die Witwe aus dem Erbe das Restaurant zum Stammbaum kaufen. Da, in der Altstadt, Ecke Schmidgasse / Stadthausstrasse, war Hans Kägis Zuhause, und sein Pate und Vormund, der angesehene Fritz Schoellhorn, merkte bald, dass das Kind allerlei Fähigkeiten besass.
Breites Engagementund Anerkennung
Kägi ging seinen eigenen Weg. Weder wurde er nach ein paar Jahren Gymnasium, Eisenbahnschule und kaufmännischer Lehre Stationsvorstand in Andelfingen (er hielt es nur ein Vierteljahr dort aus), noch strebte er eine «Karriere» als Büroangestellter in Schoellhorns Brauerei Haldengut an: Ihm stand der Sinn nach Literarischem, und dies nicht erst seit seiner Anstellung im kreativen Reklamebüro der Firma Maggi in Kemptthal. Ein Probestück, schon in jungen Jahren kühn bei der «Neuen Zürcher Zeitung» eingereicht, machte die Feuilletonredaktion auf ihn aufmerksam, die ihn an das «Neue Winterthurer Tagblatt» empfahl.
Heirat, sozialer Aufstieg, vielfältige Aufgaben, breites Engagement: Obwohl nicht bürgerlicher Herkunft und nicht akademisch ausgebildet, gehörte Hans Kägi schon bald zur intellektuellen Elite der Stadt. Den sogenannt einfachen Leuten und allem, was mit Heimat zu tun hat, blieb er aber immer verbunden.
Ein Abstecher ins Tessin
Natürlich gab es auch Krisen, selbst verursachte und andere. Als man Kägi in den Vierzigerjahren beim «Neuen Winterthurer Tagblatt» das Ressort «Landschaft» wegnehmen wollte, kündigte er, verliess nach langen gemeinsamen Jahren seine Noch-Ehefrau und wanderte zusammen mit seiner viel jüngeren Freundin und späteren zweiten Frau ins Tessin aus. Fünf Jahre danach fand er den Weg zurück nach Winterthur.
Noch zwei Jahrzehnte blieben Hans Kägi für seine vielgestaltige Arbeit als freier Journalist, Lokalhistoriker und Redaktor des «Winterthurer Jahrbuchs» und mehr als einmal durfte er dafür eine Auszeichnung entgegennehmen.
Ein Leben als Spiegel von Zeit und Gesellschaft
So individuell das gelebte Leben dieses Mannes war, so informativ und beispielhaft spiegeln sich in ihm Zeit und Gesellschaft. Karin Briners Verdienst ist es, dies auf knappem Raum auf ebenso informativ überzeugende wie unterhaltsam anregende Art den Leserinnen und Lesern nahezubringen.
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