Neue Apotheke, direkt beim Spital
Die neue Apotheke an der provisorischen Zugangsbrücke ist ein Gemeinschaftswerk von Spital und zwölf Winterthurer Apotheken. Vor der Gründung hatten viele Fragen zu Patientenversorgung und Konkurrenzierung geklärt werden müssen.

Eine neue Apotheke für jedermann ist nichts, was man innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten gründet. Wenn die neue Apotheke zudem noch im Kantonsspital liegt, wird der Fall noch komplizierter. Dann brauchts einen Profi-Berater und gegen fünf Jahre, bis alles bereit ist.
Jetzt ist es soweit: Stundenweise ist die Apotheke schon offen, die offiziellen Eröffnungstage sind am 24. und 25. März. Bezeichnenderweise heisst sie nicht Spitalapotheke, sondern Apotheke im KSW. Denn eine Spitalapotheke gibts schon seit Ewigkeiten. Sie versorgt das Spital selber mit den nötigen Medikamenten. Das neue Angebot richtet sich hauptsächlich an austretende Patientinnen und Patienten, kann aber auch von Besuchenden und Leuten aller Art genutzt werden.
Ikea-Regal, geschickt kaschiert
Die Lage der Apotheke im KSW ist erstklassig kundenfreundlich: Sie liegt direkt an der neuen Zugangsbrücke zum Spital, die wegen der riesigen Baugrube erstellt wurde. Wie die Brücke ist auch die Apotheke ein Privisorium für etwa fünf Jahre. Dann zügelt sie in den Eingangsbereich des Neubaus.
Ebenfalls provisorisch, aber nichtsdestotrotz praktisch und zeitgemäss, ist die Einrichtung. Der Medikamentenschrank hat bloss Schubladen, aber keine elektrischen Hilfsapparate, der Verkaufstresen ist aus zweiter Hand, und die Gestelle sind von Ikea, was ein versierter Schreiner aber zu kaschieren wusste.
Bloss Kleinstpackung an Lager
Apotheker Roland Bürki führt nicht nur die Medikamente, die den Patienten beim Spitalaustritt verschrieben werden, sondern hat darüber hinaus ein Angebot, das zu einem normalen Apothekensortiment gehört: Zahnplegeprodukte etwa, Sonnencrèmes, Kosmetika, komplementärmedizinische Salben und Säfte sowie natürlich die bunt verpackten Traubenzückerli auf dem Tresen.
Von den Medikamenten hat Bürkis siebenköpfiges Team jeweils nur die kleinste Packung am Lager; nur gerade was es braucht beim Spitalaustritt. Grössere Packungen werden auf Wunsch bestellt, «aber stets in Absprache mit der Stammapotheke des Patienten», betont Bürki.
Eine Schnittstelle entschärfen
Die Informationen zwischen der neuen Apotheke im KSW und den bestehenden Apotheken in der Stadt, den Quartieren und in der Region sollen - wenn der Patient oder die Patientin zustimmt - hin und her fliessen. Der Knick beim Spitalaustritt, der oft zu Verunsicherung und Missverständnissen bei der Medikamenteneinnahme führe, soll mit dem neuen Angebot entschärft werden. Das betonten gestern bei einem Rundgang sowohl die Vertreter des Kantonsspitals als auch der privaten lokalen Apothekerschaft.
«Dieses Modell ist neu und fast einzigartig in der Schweiz»
Die Apotheke ist denn auch ein Gemeinschaftsprojekt beider Seiten. An der neuen AG beteiligt sind zwölf lokale Apotheken (zum Teil eigentümergeführt, zum Teil Ketten) mit maximal bis 100 000 Franken. 34 Prozent der Aktien soll das Kantonsspital halten, wenn es dereinst selber eine AG ist. Derzeit ist das laut dem Spitaldirektor rechtlich noch nicht möglich. Auch Geschäftsführer Bürki kann sich, wenn er will, an der Apotheke im KSW beteiligen.
Mit diesem Modell schlägt man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Man verhindert einen Streit zwischen KSW und Apothekern wegen der Konkurrenzierung, man stärkt die Versorgungssicherheit und steigert die Patientensicherheit.
Zu diesem Thema erzählte der Chefarzt Innere Medizin, Peter Ballmer, einige Beispiele: Er habe kürzlich eine Patientin gehabt, die über 60 einzelne Medikamente pro Tag eingenommen habe. Polypharmazie nennt der Fachmann diesen Tablettenmix. Interaktionen zwischen den Medis seien ein Problem und könnten sehr gefährlich sein, so Ballmer. «Wir versprechen uns viel vom neuen Team der Apotheke im KSW.» Unter anderem hoffe er auf weniger Re-Hospitalisationen — Patienten, die kurz nach der Entlassung wieder aufgenommen werden müssten.
Stolz auf die neue Lösung
Die Beteiligten sowohl auf Seite des KSW als auch auf Seite der Apotheker sind stolz auf das gemeinsame Baby. «Dieses Modell ist neu und fast einzigartig in der Schweiz», sagte Spitaldirektor Rolf Zehnder. Und Florian Meier, Chef der Adler-Apotheke in Winterthur bekannte, dass er ganz zu Beginn des Prozesses Zweifel gehabt habe: «Das Risiko für uns Apotheker war und ist ein Umsatzverlust; diese Bedenken sind immer noch da.»
Doch dann habe er sich für den Grundsatz «Innovation statt Protektion» entschieden. Auch Meier betonte die Vorteile für die Patienten: «Der Übergang vom Spital wieder zurück in die eigene Wohnung ist heikel. Mit der neuen Lösung wird der Patient besser begleitet.»
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