Tabula rasa am Brühlberg
Alle acht Klassenlehrkräfte der Unter- und Mittelstufe an der Schule Brühlberg haben per Ende Schuljahr gekündigt. Es ist der dramatische Höhepunkt eines seit Jahren schwelenden Konflikts mit Schulleitung und Schulpflege.

«8 Lehrpersonen gesucht», steht in krakeliger Schülerschrift auf einem Zettel, der seit gestern Morgen an der Treppe des Schulhauses Brühlberg hängt. Ein stiller Protest gegen den Abgang aller acht Primarschul-Klassenlehrkräfte. Innerhalb eines Semesters muss nun ein komplettes Schulteam neu rekrutiert werden. Nicht betroffen ist einzig der Waldkindergarten.
In einem Brief vom Dienstag, unterschrieben von Kreisschulpflegepräsident Felix Müller und der Schulleiterin Martina Bohraus, werden die Abgänge bedauert. Die Klassenlehrkräfte hätten «mit unterschiedlichen Motivationen» gehandelt. Wie diese Motivationen tatsächlich aussehen, lässt sich derzeit schwer prüfen, denn Lehrkräfte sind nur in Ausnahmefällen befugt, sich während der laufenden Anstellungsdauer über ihren Arbeitgeber zu äussern.
«Ein Dorn im Auge»
Trotzdem hatten sich scheidende Lehrkräfte in der Vergangenheit immer wieder in Briefen an die Eltern gewandt und ihre Abgangsgründe dargelegt. Übereinstimmend wurde die Unterrichtsqualität, die Kollegialität und die Elternarbeit gelobt und die Gründe in der Zusammenarbeit mit der Schulleiterin und mit Schulpräsident Felix Müller verortet.
«Mit immer grösseren Schikanen vertrieben der Schulpflegpräsident und die Schulleiterin jedes Jahr einen Teil des bewährten Teams.»
In einem unveröffentlichten aktuellen Leserbrief schreibt die frühere Brühlberg-Lehrerin Dominique Tanner: «Die innovative Brühlberg-Schule, ausgezeichnet mit Schulpreisen, Vorbild fürs altersdurchmischte Lernen und ohne grössere Fluktuationen über lange Zeit, war dem Kreisschulpflegepräsidenten schon lange ein Dorn im Auge. Mit immer grösseren Schikanen vertrieb er, später mit der Unterstützung der neuen Schulleiterin, jedes Jahr einen Teil des bewährten Teams.»
Ins gleiche Horn stösst eine Beschwerde an den Bezirksrat vom 14. Juli 2016, die 79 Eltern und ehemalige Lehrkräfte unterzeichneten. Das innovative Unterrichtskonzept mit altersdurchmischtem Lernen und individualisierter Förderung, was das kleine Schulhaus zum Zielort Dutzender Schulbesuche interessierter Pädagogen machte, werde durch die Schulleitung «nachhaltig geschädigt». Der Bezirksrat entschied im Januar, der Beschwerde nicht Folge zu geben, da keine Verletzung von gesetzlichen Bestimmungen nachgewiesen werden könne.
Die Protestwelle hatte 2014 ihren Anfang genommen, als die langjährige Schulleiterin Mengia Isenbügel ihren Posten am Brühlberg abgeben musste und Martina Bohraus (damals: Grilec) vom Schulhaus Neuwiesen die Leitung beider Häuser übertragen wurde. Schulpräsident Müller geriet in heftige Kritik aus Lehrer- und Elternkreisen. In letzter Minute wurden zwei Gegenkandidaten fürs Schulpräsidium des Kreises Altstadt-Töss aufgestellt, nachdem bereits alle Wahlunterlagen verschickt worden waren. Nach der Wiederwahl Müllers kehrte aber keine Ruhe im Schulhaus Brühlberg ein, die Fluktuation blieb hoch: Im Schuljahr 2014/15 gab es fünf Abgänge, im Jahr darauf vier und per Ende dieses Schuljahrs nehmen nun alle acht Klassenlehrpersonen der Primarschule den Hut.
Wie geht es weiter?
Im jüngsten Elternbrief schreibt Schulpräsident Müller: «Wir suchen nach umsetzbaren guten Lösungen, die für Ihre Kinder auch in Zukunft eine gute Schulzeit im Schulhaus Brühlberg möglich machen. Sobald wir Klarheit darüber erlangt haben, wie der Schulbetrieb im kommenden Schuljahr im Schulhaus Brühlberg weitergehen kann, werden wir Sie darüber informieren.» Dies werde «spätestens unmittelbar nach den Frühlingsferien» der Fall sein.
Auf Anfrage zeigte sich Müller gestern ahnungslos, was die Gründe des Eklats am Brühlberg betrifft. «Ich weiss heute nicht, was an der Situation im Schulhaus Brühlberg schlecht war», sagt er beispielsweise. Oder auch: «Jetzt bereits eine Antwort auf das Vorgefallene zu haben, wäre vermessen.»
Obwohl die Suche nach Ersatzlehrpersonen eben erst gestartet wurde, versichert Müller, dass auch nach den Sommerferien alle 1.- bis 6.-Klässler weiterhin am Brühlberg unterrichtet werden.
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