Winterthurs Stellendefizit bleibt
Bund und Stadt legen neue Statistiken zur Wirtschaftsstruktur vor. Winterthur hat nach wie vor viel weniger Arbeitsplätze als alle anderen grossen Städte und leidet darunter, nicht Kantonshauptort zu sein.
Die gute Nachricht ist dies: Winterthur kann von 2008 bis 2011 eine Zunahme der Beschäftigtenzahl um 2,8 Prozent ausweisen. Die schlechte Neuigkeit der Bundesstatistik andererseits: Landesweit betrug das Plus 3,3 Prozent. Winterthurs Beschäftigungssituation hat sich also weniger positiv entwickelt als die des ganzen Landes. Die beiden Werte sind Schätzungen, denn die Methode ist heute eine andere, die Zahlen von 2008 und 2011 lassen sich kaum vergleichen. Bis 2008 wurden die Betriebe angefragt und mussten Auskunft geben. 2011 entnahm man die Daten erstmals der AHV-Statistik, was vor allem für kleinere Betriebe erheblich weniger bürokratischen Aufwand bedeutet. Winterthur bleibt mit der eingangs genannten Zunahme um 2,8 Prozent abgeschlagen am untersten Rand der Rangliste aller grossen Schweizer Städte. Krass gesagt: Winterthur hat nach wie vor die Wirtschaftsstruktur eines Dorfes, sicher nicht die einer Grossstadt. Dies wiederum hat einen direkten Einfluss auf die Steuersituation; Winterthur hat im Vergleich sehr tiefe Steuereinnahmen von Unternehmen. Für die Statistik wird die Zahl aller in einer Stadt Beschäftigten umgerechnet auf Vollstellen. Dieses Vollzeitäquivalent beträgt in Winterthur rund 51?000; die Bevölkerungszahl aber ist doppelt so hoch. In Zürich beträgt dieses Verhältnis fast eins zu eins. St.?Gallen hat bei 75?000 Bewohnern 60?000 Vollstellen. Und Bern hat als Bundesstadt sogar mehr Stellen als Bewohner. Bern, die Verwaltungsstadt In Bern gibt es mehr als 24?000 (volle) Verwaltungsstellen, was einer Quote von 16,9 Prozent aller Beschäftigten entspricht. In Zürich sind es 12?700 (3,6 Prozent), in Winterthur 1113 (2,2 Prozent). Winterthur liegt damit abgeschlagen am Schwanz der zehn grössten Städte. Der Grund ist für den städtischen Statistiker klar: Winterthur ist nicht Kantonshauptort. Gleichwohl arbeiten hier 17 Prozent im öffentlichen Sektor, wozu neben der Verwaltung auch Schulen, Spital, Stadtwerk, Stadtbus und weitere Einheiten gehören. Die Quote für die Kategorie «Erziehung und Unterricht» ist vor allem dank der ZHAW hier höher als andernorts, wo die Hochschulen das Gesamtbild weniger prägen. Winterthur ist – doch eher überraschend – unter den grössten Städten des Landes mit über 2500 Vollstellen führend im Maschinenbau; Zürich und St.?Gallen haben halb so viele Beschäftigte. Vergleichsweise stark ist Winterthur auch in den Bereichen Versicherungen (3200 Stellen), Baugewerbe (3600) sowie in der «Herstellung von Holzwaren, Papier und Druckerzeugnissen» (1170). Unterdurchschnittlich wenige Stellen gibt es in den wichtigen Bereichen Telekommunikation und Finanzdienstleistungen: Im Bankwesen etwa hat Zürich über 42?000 Vollstellen, St.?Gallen immerhin gut 3000 – und Winterthur 550.
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